Bild: Selfmade Records

Von Yannik Gölz

Macht was mit Medien bei laut.de
15. September 2017

Die besten Deutschrap-Radios

  • Wie aus deutschem Rap Deutsch-Rap wurde
  • Von Absolute Beginner über Curse, Sido und Bushido bis LGoony und Kollegah 
  • Immer vorne in den Charts und im Radio

Um im Jahr 2017 auf Deutsch-Rap zu stoßen, genügt ein Blick in die Single-Charts. Cro, Kay One, SpongeBozz, Gzuz, SXTN, Zuna, Ufo361 oder Kontra K: Jeder findet seinen Platz. Dennoch ist es absolut unmöglich geworden, den Begriff noch auf eine einheitliche Facette des Genres zu beschränken. Zu sehr ist die Szene mit all ihren Releases explodiert, zu weit sind die Kontinentalplatten der Generationen, Geschmäcker und Auswüchse auseinandergedriftet. Dass dennoch weitestgehend von diesem stehenden Beiwort Deutschrap gesprochen wird, ist allein die Macht der Gewohnheit.

Von "deutschem Rap" zu "Deutschrap"

Labels, Magazine und Fans machen, hören und besprechen eben Deutschrap, wobei das Wort selbst erst Anfang der 2000er Jahre in der Szene etabliert wurde, um den etwas kantigeren Terminus des "deutschen Raps" zu ersetzen. Und ja: Es lohnt sich in der Tat, Deutschrap und deutschen Rap zu differenzieren, denn nicht erst seit gestern erproben sich deutsche Rapper in zahlreichen Fahrwassern.

Mittlerweile herrscht ein stilistischer, kultureller und sozialer Konsens darüber, was man als Deutschrap-Kanon bezeichnet. Der Kool Savas Mitte der Zweitausender ist Deutschrap pur, wie auch die Diskographien von Sido, Bushido und Fler, die im Download-Zeitalter groß wurden. Ebenso leicht lassen sich Studentenrapper wie K.I.Z., die Antilopen Gang, Zugezogen Maskulin oder Audio88 & Yassin der Materie hinzufügen. 

Gangsterrap, Hardcore, Cloud Rap oder Trap

Manch einer würde noch etwas lokaler abgegrenzten Gangsterrap nennen, vielleicht Camps wie die Hamburger 187 Strassenbande oder Rattos Locos, Frankfurt und Offenbach mit den Azzlacks um Haftbefehl oder 385ideal. Berlins Vielzahl an Camps wie Maskulin oder Hoodrich. Andererseits ist da natürlich noch die alte Schule um die Absoluten Beginner, Torch, Curse, RAG und Kinderzimmer Productions. Strömungen wie Hardcore, Cloud Rap, Trap oder Oldschool-Revivalist nich zu vergessen.

Wir halten fest: Deutschrap ist ein relativ schwammiger Begriff und Menschen, die vorgeben, auf Deutsch-Rap zu stehen, müssen dies präzisieren. Spielt mal Sichtexot-Fans "Palmen aus Plastik" von RAF Camora und Bonez MC vor, oder Fler-Fans Prezident, oder Beginner-Fans LGoony oder Yung Hurn-Fans "Blauer Samt": Es dürfte stellenweise zu Konflikten kommen.

Um nun also ein wenig zu verfeinern, welcher Deutschrap-Sender für welchen Deutschrap-Fan der richtige sein könnte, fragen wir nicht nur nach der reinen Qualität der Auswahl, sondern ordnen erst einmal ein, welcher Fan denn eigentlich wo gut versorgt sein könnte. Damit am Ende auch ja jeder auf der richtigen Party tanzt. 

    Klassiker im Nullerjahre-Deutschrap: Das Bushido-Debüt.


    © Aggro Berlin

    Die Auswahl

    Herrmerktradio (laut.fm/herrmerktradio)

    Für wen?

    Im Grunde für jeden offenen Hörer, insbesondere Fans von aktuellerem Rap und spartigeren Songs

    Was hört man?

    Absolut alles. Der größte gemeinsame Nenner wäre wohl erweiterter Rucksackrap, aber von Nimo über MC Bomber bis hin zu Prezident oder Drop Dynamic bekommt man hier im Grunde alles zu hören, was die Hip Hop-Szene im Konsens abgenickt hat. Definitiv ein Gegenpol zu Straßenrapsendern, darüber hinaus aber definitiv durch die Bank gutes Zeug. Die Musik stammt gerne mal aus dem Untergrund und überrascht öfter, als man denkt. Definitiv einer der abwechslungsreichen und versiertesten Sender.

    Gute Auswahl?

    Unbedingt! Nicht nur ist die Zusammensetzung der einzelnen Playlists verdammt stark, auch die Kuration mit Programm über die einzelnen Wochentage und Listen macht Bock und zeugt von einer Menge Liebe zum Detail. Sendungen wechseln sich alle zwei Stunden ab, es variiert zwischen modernerem und älteren Kram, besonderen Playlists und vielen anderen Ideen.

    BERLINRAP (laut.fm/berlinrap)

    Für wen?

    Fans der 2000er, Dipset und Fler.

    Was hört man?

    Wie der Name es schon verspricht setzt diese Station primär auf Rap aus der Hauptstadt. Zumeist dabei auch Straßenrap aus der Hauptstadt, was zu einer großen Präsenz von MCs wie Fler, Bushido, Alpa Gun, Massiv oder Liquit Walker führt. Zwar rutscht hier und da ein etwas massentauglicheres Lied von Marteria oder Konsorten dazwischen, aber fast immer wird man beim Einschalten dieser Station von nach Baggypants und Bandanas riechenden Stimmen angegrunzt. Ein wenig hängengeblieben, aber irgendwie auch liebenswert in der Konsequenz.


      Deutschrap in ihrer DNA: Genetikk.

      © Selfmade Records

      Gute Auswahl?

      Für das was es ist, schon. Kaum Ausfälle, dabei aber nicht nur die ganz offensichtlichen Hits. Das Programm bietet verschiedene Modi: Ein klassischer Rap/HipHop-Mix läuft den meisten Tag, ab 21 gibt es Latenight-Specials und zur praktischen Zeit zwischen 4 und 7 Uhr Morgens ältere Tracks.

      Deutschrap1radio (laut.fm/deutschrap1radio)

      Für wen?

      Straßenrap-Fans und Konsenshörer.

      Was hört man?

      Größere Hits aus dem Straßenrap-Kosmos. Im Grunde sehr ähnlich wie der Berlin-Mix, nur dass noch eine ganze Liste an Namen wie Haftbefehl, Xatar, Schwesta Ewa oder Farid Bang in die Runde dazustoßen. Ein paar dieser Rapper sind definitiv eine Bereicherung, andere eher nicht. Am Ende des Tages liegt es am persönlichen Gusto, ob man die limitierte oder allgemeingültigere Auswahl bevorzugt.

        Gute Auswahl?

        Sehr konsensfähig. Man wird nie wirklich überrascht, allerdings ist die Liste vielfältig genug, dass man sich auch nicht langweilt. Über bekannte Namen und gerne gehörte Singles hinaus geht es jedoch kaum. Statt verschiedener Programmpunkte läuft eine Playlist durch, da wiederholt sich aber so schnell nichts.

        Deutschrap-Deluxe (laut.fm/deutschrap-deluxe)

        Für wen?

        Oldschooler, Untergrundfans und breiter aufgestellte Hörer.

        Was hört man?

        Sehr vielfältige und qualitativ hochwertige Tracks von Rappern zwischen Untergrund und bekannteren Namen. Da hört man dann Kollegah, Pimpulsiv, Kool Savas, Samy Deluxe oder Huss & Hodn. Definitiv eine klare Abkehr von den sonst eher Straßenrap-orientierten Sendern, hier kommen auch Backpacker, Oldschooler und Fans von Lyrics auf ihre Kosten.

          Gute Auswahl?

          Definitiv. Nicht nur passen die Tracks und setzen sich gesund aus verschiedenen Epochen, Stilrichtungen, Städten und Bekanntheitsgraden zusammen, dieser Sender bringt auch ein vielfältiges Programm mit: Neben einer allgemeinen Rotation gibt es eine "Dope, Deep & Deluxe"-Playlist, die am ehesten auf Lyrics fixiert ist und eine Liste für Oldschool-Tracks, im 2-Stunden-Takt rotierend.

            Gute Auswahl?

            Definitiv. Nicht nur passen die Tracks und setzen sich gesund aus verschiedenen Epochen, Stilrichtungen, Städten und Bekanntheitsgraden zusammen, dieser Sender bringt auch ein vielfältiges Programm mit: Neben einer allgemeinen Rotation gibt es eine "Dope, Deep & Deluxe"-Playlist, die am ehesten auf Lyrics fixiert ist und eine Liste für Oldschool-Tracks, im 2-Stunden-Takt rotierend.

              Solicerap (laut.fm/solicerap)

              Für wen? 

              Hypebeasts, Leute, die den aktuellen Querschnitt mögen.

              Was hört man?

              Im Grunde relativ durchgängig die Rotation der aktuellen Deutschrap-Mainstream-Generation. Bedeutet konkret: Alles zwischen 187 Straßenbande, Miami Yacine, Azet, SXTN, Zuna, Kontra K oder RAF Camora. Zumeist stammen die Songs eben aus den 2010er Jahren, oft sind aber auch sehr aktuelle Tracks dazwischen.

              Gute Auswahl?

              Wenn man mit Deutschrap 2017 zufrieden ist, wird man lieben, was auf diesem Sender passiert. Denn im Grunde wird hier nicht nach einem vorgefertigten Filter aussortiert, sondern einfach alles mitaufgenommen, was gerade Erfolg hat. Da kommt auf einen Nimo eben auch mal ein Majoe. Tendenziell dann logischerweise Trap-lastig, aber mit Ausnahmen. Vielleicht nicht gerade der Kanal für die Backpacker.

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