Discipline

Von Alexander Cordas

Redakteur bei laut.de
5. April 2017

Die besten Progressive Rock-Sender

  • Von Genesis, King Crimson und Yes bis hin zu Dream Theater und NIN
  • Prog-Rock hören leicht gemacht
  • Die Ausnahmekönner an den Instrumenten

Was kann man denn überhaupt unter dem Oberbegriff Progressive Rock subsummieren? Hörern dieser Spielart haftet ja gerne ein gewisses Schnöseltum an. In Bezug auf Musik fühlt sich diese Spezies Anhängern anderer Genres gegenüber gerne mal in der Rolle des Chefblickers. 9/8-Takt? Synkopen? Klar, ohne beweg' ich mich gar nicht erst aus dem Bett. Für manche gilt: Je komplizierter die Mucke, desto anspruchsvoller und höher stehend das Gesamtpaket. Ganz so krass sind die Progressive Rock-Hörer in der Regel aber doch wieder nicht drauf. Die Liebe zur Kunst steht eher im Vordergund und da Kunst von Können kommt, ist es natürlich noch geiler, beides geliefert zu bekommen.

Konzeptalben, lange Songs, ausufernde Instrumentalpassagen

Die Liste der Bands mit Ausnahmekönnern an den Instrumenten ist lang. Der Ursprung allen Progressiven, also des "auf den Fortschritt" ausgerichteten, lässt sich im Vereinigten Königreich der 1960er verorten, als Bands anfingen, sich ihre eigene Identität zu suchen. Diese trieben eine künstlerische Abnabelung von den Vorbildern an, die im Rock'n'Roll, Beat oder Blues zu Hause waren. Um nicht zu einer Kopie der Rolling Stones oder der Beatles zu verkommen, musste etwas her, um sich von der breiten Masse der Imitatoren abhob. Was lag also näher, als klassische Elemente in den Rock-Sound zu integrieren? Konzeptalben, lange Songs, ausufernde Instrumentalpassagen, all das kannte man in der Populärmusik nicht wirklich, wo das Hauptaugenmerk auf dem dreiminütigen Radiosong lag. Bands wie Emerson, Lake and Palmer, Genesis, Jethro Tull, King Crimson und Yes heißen die bekanntesten Vertreter der frühen Phase des Progressive Rock. Nicht ganz so populäre, dennoch einflussreiche Vertreter: Gentle Giant, Procol Harum und Van der Graaf Generator.

Math Rock, Postrock, Neo-Prog ...

Auch aus hiesigen Breiten kamen einige Musiker, die sich den Fortschritt auf die Fahne geschrieben haben. Unter dem etwas verqueren Begriff "Krautrock" machten sich einige Künstler auf, altbackene Traditionen mit Improvisation und künstlerischen Visionen zu konterkarieren. Can, Tangerine Dream, Neu!, Eloy oder Amon Düül, anyone?

Die progressive Musik machte seither eine stete Entwicklung durch. Mitte der Achtziger adaptierten Bands wie Fates Warning oder die erwähnten Dream Theater die Strukturen und die Philosophie der Pioniere für den Hartwurst-Bereich. Neue Spielarten schossen aus dem Boden. Math Rock (Shellac), Postrock (Tortoise, God Is An Astronaut, Caspian), Neo-Prog ... wie auch immer man das Kind bezeichnen möchte, eines bleibt: die Suche nach dem Neuen und nach unentdeckten Ausdrucksmitteln.

Dream Theater live

Foto: Achim Popp
© laut.ag

Was ist ein guter Progressive Rock-Sender?

Da die Genre-Einordnung ein ziemlich weites Feld absteckt, sollte man davon ausgehen, im laut.fm-Universum auf zahlreiche Sender zu stoßen, die sich hauptsächlich mit progressiven Klängen befassen. So einfach ist das aber nicht. Zwar tauchen die Vertreter des Genres auf vielen Sendern auf, einer Spezialisierung im eigentlichen Sinne widmet sich aber überraschenderweise nur eine recht kleine Senderschar. Wie sieht es also aus im laut.fm-Progiversum?

Die Auswahl

    Progman (laut.fm/progman)

    Musiker, DJ, Radiomacher, Schriftsteller: Niels Wedemeyer treibt sich ordentlich herum. Das hört man seinem Radio auch an. Thematisch richtet er das Programm an einigen persönlichen Helden aus. So widmet er einige Sendungen Bands wie Yes, King Crimson, Pink Floyd, Genesis oder Steven Wilson und erweitert den musikalischen Rahmen um "members & friends". So verschafft er dem Hörer einen Überblick über einen recht großen Bereich. Sendungen wie "Progski" (Prog aus Osteuropa) oder ein Special über Frauen runden das Ganze ab. Außerdem beleuchtet Niels auch noch explizit die härtere Seite. Rundum erfrischend.

      Progalley (laut.fm/progalley)

      Die Macher von Prog-Alley verschlagworten auf ihrer Facebook-Seite verschiedene Nischen: Prog, (New)-Artrock, Psychedelic, Kraut und, Obacht!, Minimal und Neo Klassik. Mit Letztgenannten verfeinern die Prog-Alleys das Standard-Repertoir um eine feine Note. Außerdem werfen sie einen Blick auf Festivals, die sich dem Genre widmen, darunter das Prog The Castel-Festival in Schwetzingen oder das portugiesische Spirit Of Gouveia. Ebenfalls im Programm: eine Sektion speziell für die Ladys, mit Künstlern wie Warpaint, Portishead, The Gathering, Paatos, Kate Bush und Kristeen Young. Auch zeitlich deckt der Sender ein breites Spektrum ab. Von 1967 bis in die Jetztzeit reicht das Repertoire.

        Freakshow (laut.fm/freakshow)

        Charly Heidenreich aus Würzburg ist ganz sicher eine der schillerndsten Figuren der deutschen Prog-Szene. Das Programm seiner Freakshow läuft unter dem Motto: "Progressive-, Jazz-, Avant-, and Unknown 70s Rock. Unbekannte und vergessene Perlen der letzten 45 Jahre aus aller Welt". Das darf man ruhig wörtlich nehmen. Wer hier das komplette Programm kennt, darf sich wohl zu den 0,01% der musikinteressierten Bevölkerung zählen. Sendungen wie "Scandinavian 70s Fusion" oder "Italian Fusion - Spaghetti Jazzrock" sprechen für sich. Wer auf ausgedehnte Entdeckerreise gehen möchte, ist hier genau richtig. Heidenreich hat die Ursprünge der Szene quasi selbst miterlebt. Als passionierter Sammler steht er gerne Interessierten zur Seite, die auf der Suche nach Tonträgern sind. Einfach mal bei Charly anfragen ...

          Seit Ende des letzten Milleniums feiert der Progressive Rock übrigens eine erstaunliche Wiedergeburt. Zu Grunge-Zeiten noch Zielscheibe des Spotts, feiern Künstler wie Steven Wilson oder Opeth Erfolge, wie man sie so vor 20 Jahren kaum voraussehen konnte. Der Longtrack ist also noch lange nicht tot. Auch der Postrock erhebt sich aus seiner Lethargie und erreicht mit neuen Ideen junge Hörer. Der Variantenreichtum des Prog-Rock ist derart vielfältig geworden, dass für jeden etwas dabei sein sollte. Natürlich auch bei laut.fm ...

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