Foto: DFB

Von Alexander Cordas

Alex ist Redakteur bei laut.de und Fan des Karlsruher SC
20. März 2017

Fußball live hören: Das DFB Fan Club Radio

  • Alle Länderspiele der deutschen Fußballnationalmannschaft live bei laut.fm
  • Wie Fußball im Radio gegen die allgegenwärtigen TV-Übertragungen besteht
  • Welche Musik spielt man im Fußballradio?

Fußball im Radio hat eine lange, legendäre Geschichte: Von Herbert Zimmermanns "Aus, aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!" über die Bundesliga-Schlusskonferenz mit Günther Koch und Manni Breuckmann bis zu Internetradios wie 90elf. Auch wenn heutzutage der Fernsehfußball allgegenwärtig ist, bleibt doch die Radioreportage die wahrscheinlich emotionalste Art, ein Spiel aus der Ferne zu verfolgen.

"Man kann überall auf der Welt eine Fußballreportage im Radio einschalten und wird, ohne ein Wort zu verstehen, elektrisiert von ihrem Klang. Dessen Ingredienzien sind Stadion, Rhythmus und Stimme." schwärmt etwa die FAZ über die Kunstform Fußballradio. "Ihre Stimmen machen das Spiel anschaulicher als die breiteste Großleinwand; sie lesen das Spiel nicht nur, sie lesen es auch vor. Mit ihrer Stimmhöhe modulieren sie das Hintergrundrauschen der Partie, mit ihrer Lautstärke erhöhen sie die Dramatik. Mit ihrer Sprechgeschwindigkeit nehmen sie das Tempo aus dem Spiel oder stürmen in den Strafraum", besingt das Hamburger Abendblatt die Meisterschaft der Fußballkommentatoren.

Auch bei laut.fm kann man Fußball hören. Seit der EURO 2016 berichtet das Fan Club Radio des DFB live von allen Länderspielen der deutschen Fußballnationalmannschaft und überträgt daneben auch sämtliche Pressekonferenzen des DFB. Macher des Radios ist Maik Nöcker, im Hauptberuf Moderator beim TV-Fußballsender Sky. Unterstützt wird er von Lucas Vogelsang, Miterfinder des 11Freunde-Livetickers und Henri-Nannen-Preisträger sowie Jonas Frank, Moderator beim Norddeutschen Rundfunk.

Vor dem Länderspiel-Klassiker der Nationalelf gegen England am kommenden Mittwoch, dem Abschiedsspiel für Lukas Podolski, von dem das Fan Club Radio ab 20:00 Uhr berichtet, sprachen wir mit Maik Nöcker über Livereportagen, interaktives Radio und Fußballmusik.

Maik, Du bist ja in beiden Welten zuhause: Radio und TV. Du warst Moderator bei Radio Schleswig-Holstein und Radio Hamburg und moderierst heute beim TV-Sender "Sky Sport News HD". Was kann Radio in Sachen Fußballberichterstattung besser als das Fernsehen?

Maik Nöcker: "Die Bilder, die das Fernsehen transportiert, muss das Radio natürlich erstmal erzeugen, nämlich im Kopf. Das ist zwar zunächst ein Nachteil, aber das macht eine gute Reportage eben aus, dass sie nicht nur ins Ohr geht, sondern in den Kopf, dass sie die Emotionen, die Fantasie und letztlich die Leidenschaft des Hörers erreicht. Dann ist Radio viel näher, hochgradig emotionaler und - wenn es gut gemacht ist - mitreißender mit als eine Fernsehreportage."

Was ist deine Idee des Fan Club Radios, was gibt es dort zu hören?

"Ich mache ja schon mein halbes Leben Radio in immer unterschiedlichen Situationen und Stationen, von UKW bis Internetradio. Was ich im Moment mache, ist, für Sky "08000 - Du Bist Dr@uf" zu moderieren. Eigentlich lustigerweise auch ein klassisches Radio-Format, nämlich eine Call-In-Show, wo wir am Samstag ab 17:15 bei Sky Sport News HD mit Fans über die Spiele der Fußball Bundesliga reden. Wo man über Telefon anrufen und über Twitter und Facebook dran teilnehmen kann.

Das DFB Fan Club Radio entstand kurz vor der Europameisterschaft 2016, weil der DFB die Idee hatte, seinen Fans im Fanclub Nationalmannschaft ein etwas persönlicheres und emotionaleres Radio zu schenken. Das machen wir ebenfalls recht interaktiv über die Chatfunktion von laut.fm, aber auch über die Facebook-Seite des DFB, bzw. Fanclub Nationalmannschaft. Fans können während des Spiels Fragen stellen, ihre Meinungen äußern und mit uns kommunizieren und interaktiv mit uns die 90 Minuten begleiten."

Maik Nöcker und Franz Beckenbauer

Lichtgestalten

Maik Nöcker (links) mit Kaiser Franz Beckenbauer
Foto: Privat

Wie seid ihr darauf gekommen, das Fanclubradio auf laut.fm zu machen?

"Erstens, weil ich laut.fm schon lange kenne, da war das meine erste Ansprechstation, und weil wir dadurch Sachen vorproduzieren aber auch live bestücken können. Für uns ist das die perfekte Oberfläche, um relativ schnell und unkompliziert einen Sender aufzubauen."

Ihr habt jetzt schon von vielen Spielen live berichtet, was war bislang dein Highlight?

Vor dem Qualifikationsspiel gegen Nordirland in Hannover inmitten nordirischer Fans zum Stadion zu gehen, während die "Will Grigg's on fire" singen und die deutschen Fans mit einstimmen - das war ein wahnsinnig schöner Moment, bei dem man auch gesehen hat, wie Fußball Nationalitäten verbinden kann und wie man einfach ein Fußballfest feiern kann, ganz egal, wo man herkommt und ganz egal, welchen Verein oder welche Mannschaft man unterstützt.

Was läuft denn musikalisch im Fan Club Radio? Typische Halbzeitmucke? Ballermann-Sounds?

"In unserem Fall muss man sagen, dass das eher ein Event- als ein 24 Stunden-Radio-Sender ist, der besonderen Wert drauf legt, besonders ausgewogene oder schöne Musik zu spielen. Bei uns ist Musik quasi ein Add-On, speist sich aber aus dem, was man so als Fußballfan hört. Von "You'll Never Walk Alone" über "Football's Coming Home" bis zum Torsong "Schwarz Und Weiß" ist da einiges vertreten, aber ich muss nochmal sagen, bei uns kommt es eher auf die Spiele der Nationalmannschaft an, sprich: auf die 90 Minuten. Insofern sehen wir uns eher als Event- denn als Musiksender."

Inwiefern unterscheiden sich das Kommentieren für das Fan Club Radio und deine Arbeit für Sky?

"Zum einen mache ich das nicht alleine, wir sind ein Team. Beim Abschiedsspiel von Lukas Podolski ist noch Jonas Frank dabei, der schon lange für den NDR moderiert. Das ist auch das, was uns auszeichnet, weil wir ein gutes Kompetenzteam sind, eine große Leidenschaft für Fußball haben und in der Lage sind, das auch humorvoll und nicht immer bierenst miteinander zu verbinden. Bei Sky rede ich nach dem Spiel über die Spiele und beim DFB beschäftigen wir uns live damit, was wir auf dem Platz sehen, kommentieren das sofort und versuchen auch immer, die Interaktion mit den Fans einfließen zu lassen."

Wie wählt ihr die Einträge auf Facebook aus, auf die ihr dann eingeht?

"Der Schlauste gewinnt. Einfach das, was uns gefällt. Wenn etwas meinungsstark ist oder ein Post ist witzig. Wir scannen das die ganze Zeit während des Spiels und wenn uns etwas ins Auge fällt oder gefällt, nehmen wir das mit auf."

Das Fan Club Radio überträgt ja nicht nur die Spiele, sondern auch Pressekonferenzen des DFB. Ihr habt da ein interessantes Tool, das ihr benutzt. Jedesmal, wenn eine PK ansteht, hab ihr eine Box auf dem Tisch stehen, bei der ihr nur einen Knopf drücken müsst, und schon seid ihr live auf Sendung. Wo habt ihr das Teil eigentlich her und wie seid ihr darauf gekommen?

"Da fragst du den technischen Vollhonk. Das ist tatsächlich das große Verdienst meines Kollegen Jonas, der gefühlt so lange im Internet rumsucht und googelt, bis er irgendwas Praktisches gefunden hat, das sein Problem löst. Über Google, Telefonieren und Foren haben wir den Anbieter dieser ominösen Box gefunden. Wir haben das dann dem DFB vorgeschlagen, die das dann auch in der Tat sofort umgesetzt haben. Das ist auch super simpel. Man muss wirklich nur den Knopf drücken und schon ist man live auf laut.fm auf Sendung."

Was sind denn eure weiteren Pläne mit dem Fan Club Radio?

"Beim Spiel gegen England werden wir den Ton auch auf Facebook ausstrahlen und somit Live Audio vorwegnehmen, was das nächste Live-Feature von Facebook sein wird. Das ist für uns insofern spannend, als dass wir uns damit in die Welt des Likens und Sharens begeben. So wollen wir noch interaktiver und noch näher dran am mobilen User sein, um von der interaktiven Reichweite einer Plattform wie Facebook profitieren zu können."

Du kommst ja eher vom klassischen Radio. Wie siehst du denn persönlich die Entwicklung von UKW und Online-Radio?

"Sagen wir mal so: Als ich selbst Internet-Radio gemacht habe, habe ich das eine oder andere Mal den Mund sehr voll genommen und mir die Entwicklung von Internet-Radio etwas schneller vorgestellt als sie tatsächlich gekommen ist. Wenn ich mir aber anschaue, wie weit die technische Entwicklung geht, wird das nicht mehr aufzuhalten sein. Man muss auch auf YouTube und Facebook schauen. Das werden die beiden großen Säulen des Medienkonsums der kommenden Jahre sein. Wenn Internet-Radio kreativ bleibt und sich auch technisch weiterentwickelt, wird es natürlich eine Zukunft haben."

Danke Maik. Und damit geben wir zurück in die angeschlossenen Funkhäuser.

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